Seit über einem Jahr finden meine Trainings und Beratungen ausschließlich online statt. Mittlerweile fühlt man sich im Zoom schon zu Hause, auch virtuell haben sich Gewohnheiten und Rituale des sozialen Lebens etabliert. Einwählen, Kamerabild und Audio checken, schauen, ob jemand anders den Raum schon betreten hat, Kamera aus, noch schnell einen Kaffee holen, die anderen begrüßen und kurz plaudern vor dem offiziellen Beginn. Und dann bewegen wir uns sicher zwischen der Galerie und einem "Break-out-room" und arbeiten gemeinsam an einer Datei über einen externen Tool. Egal, ob junge Student*innen oder Rentner*innen sind wir in der digitalen Welt zusammen und das ist zur Zeit oft unsere einzige Erfahrung von Gemeinschaft außerhalb unseres Haushalts. Ich kann auf viele interessante und wertvolle Begegnungen zurückblicken, die mich in dieser besonderen Zeit begleitet und bereichert haben. Ich möchte heute ein kurzes Porträt einer virtuellen Frauengruppe teilen, die in ihrem "harten Kern" schon seit einem halben Jahr zusammen Italienisch lernt.
Vier Frauen unterschiedlichen Alters (fünf mit mir), aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands, mit unterschiedlichen Geschichten, Interessen und Motivationen, haben den Weg ins digitale Lernen gewagt und treffen sich jeden Donnerstag Vormittag für zwei Stunden, um gemeinsam mit der PDL Methode online zu experimentieren. Was sie gemeinsam haben? Die Liebe zur italienischen Sprache, die sie zu dieser Gruppe geführt hat, die Offenheit für neue Erfahrungen und die Freude am lebenslangen Lernen. Mittlerweile teilen sie auch einige schöne Geschichten, die im Unterricht entstanden sind und viel von dem, was uns beschäftigt hat, enthalten. Ich habe sie gefragt, kurz über sich für diesen Blog zu erzählen... Und da sind sie: Bettina, Brigitte, Simone und Astrid, vier powervolle Frauen, die virtuell zueinander gefunden haben!
Bettina, 78 Jahre, kommt aus Neubeuern (zwischen Salzburg und München) und ist Fachärztin für Dermatologie, seit 2019 in Rente, und lernt Italienisch um sich mit der Schwiegerfamilie ihrer Tochter und mit ihrem Enkel zu verständigen, die auf Sardinien leben. Sie hat in Südamerika gelebt, spricht sehr gut Spanisch und hat eine Leidenschaft für Tango Argentino. Bettina ist unsere Ansprechpartnerin bei Gesundheitsfragen und nimmt sich manchmal vor oder nach dem Unterricht Zeit, uns die eine oder andere Frage in Verbindung mit der Pandemie zu beantworten. Ein Stück weiter im Norden finden wir Simone, 58 Jahre, die sich aus Heidelberg für den Italienischkurs zuschaltet. Sie ist Yogalehrerin und Gesundheitscoach und lernt Italienisch, weil sie bald wieder mit ihrem Mann nach Italien reisen möchte. Außerdem sagt sie, Italienisch sei die schönste Sprache der Welt! Mit Simone durften wir in unserem Sprachkurs schon einige auf Italienisch angeleitete Yogaübungen ausprobieren und wir durften ihre süßen kleinen Enkel Leon und Liam, Zwillinge, kennenlernen. In geographischer Reihenfolge kommt als nächste Brigitte aus Berlin. Brigitte ist 74 Jahre, Rentnerin, und verbringt ihre Zeit mit ihren vielfältigen Interessen, von Acrylmalerei bis Holzschnitzen, Fotografieren und Filmen. Wir haben schon einige ihrer Kreationen im Hintergrund bewundern können und konnten für ihr Bild bei einem Fotowettbewerb abstimmen. Sie hat eine besondere Beziehung zu Italien, wo sie früher für einige Zeit gelebt hat. Brigitte hat viel Spaß daran, die italienische Sprache mit der PDL direkt und lebendig zu erleben, und auch wenn ihr Lieblingssatz "ho dimenticato quasi tutto" ("ich habe fast alles vergessen") ist, wird sie beim Sprechen auf Italienisch immer sicherer und flüssiger. Sie plant schon ihre nächste Reise nach Italien, ganz sicher mit ihrem VW "Bulli".
Ganz im Norden, im schönen Hamburg, wohnt Astrid, die in einer Kunstgalerie arbeitet. Von ihr hat uns am meisten die Geschichte ihrer Hochzeit beeindruckt, die sie mit uns geteilt hat: Vor 30 Jahren sind ihr Mann und sie, um einer anstrengenden Familienfeier zu entgehen, zum Heiraten heimlich nach Prag, wo ihre dort lebenden Freunde ihre romantische Hochzeit organisiert hatten.
Eine bunte Mischung an Persönlichkeiten, die immer für Gesprächsstoff und Austausch in unserem Kurs sorgt. Auf die Frage "warum online lernen?" antworteten die vier Frauen nicht nur, dass es in Zeiten der Pandemie dies eine gute Möglichkeit sei, zusammenzukommen und gemeinsam zu lernen, sondern auch, dass sie die Leichtigkeit und den Spaß beim Lernen schätzten und dass überraschenderweise die online-Erfahrung die Motivation sogar gesteigert habe. Ich kann diese Aussagen nur unterschreiben, denn ich habe sehr viel Spaß daran, diese "Frauenpowergruppe" auf dem Weg zur italienischen Sprache zu begleiten! Und für bessere Zeiten planen wir einen Präsenzkurs, vielleicht in Italien, oder auf halbem Weg zwischen unseren Wohnsitzen, oder einen wandernden Kurs in Brigittes VW-Bus :-)!
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